Immer wieder begegnet es mir im Moment, dass es den Menschen in ihren Beiträgen bei Instagram um ihre Außenwirkung geht. Ob es sich dabei um den Körper handelt oder ihr Business ist fast egal. Eine wichtige Frage schwebt wie ein Damoklesschwert über vielen Menschen:
Was denken die anderen darüber? Wie sehen sie mich? Wie schätzen sie mich ein?
Ich habe mich in den letzten Tagen immer wieder gefragt: WARUM ist das eigentlich so wichtig? Woran liegt es, dass uns diese Fragen oft regelrecht quälen? Warum tun wir Dinge, die gar nicht zu uns passen, nur damit wir einen kleinen Applaus (wenn überhaupt) von Außen bekommen?
Ich glaube, dass es gar nicht erstlinig um die Anderen, und was sie denken, geht.
Ich glaube es geht dabei nur um dich!
Nehmen wir mal an, dass es ganz natürlich ist sich ab und zu die Frage nach der Außenwirkung zu stellen. Nehmen wir mal an, dass genau diese Tatsache eine menschliche Eigenschaft ist und hier zu unserer menschlichen Erfahrung gehört. Es ist gar nichts Falsches, demzufolge, auch nichts Schlechtes oder Schlimmes. Vielleicht ist die Tatsache, dass es als etwas Schlechtes hingestellt wird das eigentlich Schlechte. Nehmen wir das einfach mal so an.
Kollektives Denken
Man kann immer beobachten, dass kollektiv gedachte Gedanken zu einer Art “Soll-Norm” werden. Wenn also viele Menschen denken, dass sich Gedanken um die Außenwirkung zu machen etwas Schlechtes ist, wird sich dieses Gedankengut vermehren. Denn es wird ja die ganze Zeit darüber nachgedacht, oder? Also denkt man selbst auch mehr darüber nach, als man es sonst eigentlich tun würde und sogar in Fällen, wo es einem schnurzpiepe ist denkt man plötzlich darüber nach. Dieses kollektive Denken wird zu einer Sucht, zu einem Maßstab. Menschen setzen sich selbst gern Maßstäbe und packen sich auch gern in Schubladen. Warum versteht man oft nicht, aber vielleicht ist das auch eins von den Dingen, die wir in unserem menschlichen Sein leben.
Außenwirkungs- Flopp
Das Kollektiv hat viele interessante Dinge hervorgebracht. Dinge, die nicht der Wahrheit entsprechen, aber weil so viele auf eine gewisse Art darüber sprechen und denken wird einfach angenommen, dass es sich hierbei um die Wahrheit handeln würde. Und dazu gehört auch das Ding mit der Außenwirkung. Ein ganz natürlicher Spiegel hat sich dadurch verwandelt in den Spiegel der bösen Stiefmutter: Wer ist die Schönste im ganzen Land? Dabei geht es nicht einmal um die Schönheit. Sondern um die Bestätigung, die das eigene Selbst auf eine fast krankhafte Art braucht. Eine ausgelebte Sucht, die man so schön tarnen kann, die man irgendwie nicht zugeben muss, weil das ja heutzutage so dazugehört. Und da haben wir nun das eigentliche Problem:
Es ist gar nicht die Frage der Außenwirkung
Es geht also nicht darum, was die anderen über dich denken. Das ist dir noch immer gar nicht so wichtig, wie du in den ersten kollektivangenommenen Gedanken vor dir herträgst. Sondern es geht um das innere Gefühl, wenn dir gespiegelt wird, wenn du “die Schönste im ganzen Land” bist. Es geht dabei um dein inneres Tier, das sich plötzlich erhebt wie ein feuriger Drache, wenn der Spiegel sagt: Ja, passt. Du bist noch immer die Schönste und Beste, die Besonderste und die Großartigste. Und wenn der Spiegel dich in einer vermeintlichen dunklen Stunde erwischt und sagt: du bist nicht schön, nicht gut, nicht besonders und schon gar nicht großartig – dann in dem Moment sehnst du dich nach diesem Gefühl der Worte von anderen Menschen, die dir bestätigen sollen, wie toll du bist. Stimmt das so ungefähr? Und weil das ja niemand weiß, postest du ein Bild von letztem Jahr, wo du so gestrahlt hast und liest die Worte, die als Antwort hereinkommen oder schaust dir die Likes an und suchst nach diesem Gefühl. Doch es ist leer, einfach leer. Denn in dir findet dieses Gefühl gerade keine Andockstation. Du sehnst dich weiterhin nach diesem Gefühl und nickst, als dir jemand sagt: hey, es geht nicht darum, was die anderen über dich sagen… deine Weisheit liegt in dir, du bist so besonders und großartig und so weiter und so weiter… und da kommt ein neues Gefühl zu dir, ein Gefühl, was das andere ersetzen kann. Naja, fast ersetzen kann. Ein Gefühl, dass du jetzt aber brauchst, weil du dann ja doch besonders und großartig sein kannst. Und dafür musst du dich nichtmal irgendwie anstrengen. Ein neuer kollektiver Gefühls-Taumel?
Wir brauchen Gefühle
Wir menschlichen Wesen sind Gefühlswesen. Wir fühlen die ganze Zeit. Wir fühlen auch die Abwesenheit von bestimmten Gefühlen. Wir können süchtig werden nach einer bestimmten Art von Gefühlen. Nämlich nach der Art von Gefühlen, die ein Leck, eine Wunde in uns zudecken. Dann müssen wir uns darum nämlich nicht kümmern, dann sind wir davon abgelenkt. Und Außenwirkung ist eine tolle Art diese “Abdeck-Gefühle” zu bekommen. Das Kollektiv hat mitgedacht. Eigentlich müsste man sagen:
Hey du – willst du deine tiefen inneren Wunden nicht anschauen? Prima, dann hab ich dir einen perfekten Abdeckstift für dich. Nämlich das Gefühl, das dann entsteht, wenn der Spiegel dir sagt: Hey, ja, du bist die Schönste im ganzen Land. Du bist einsam, dein Mann ist weg, deine Tochter mag dich nicht, die Menschen haben hier und da ein bißchen Angst vor deiner tosenden Gefühlsgewalt. Dein Hund ist zur Nachbarin abgehauen und sogar deine Katzen lassen sich woanders füttern. Aber ja, du bist die Schönste. Tolles Gefühl, oder?
Von Innen – nach Außen
Haben wir dabei denn eigentlich ganz vergessen, dass wir immer, einfach immer, von Innen nach Außen leben? Immer in der Reihenfolge? Ja, natürlich geht das außen erlebte auch nach innen. Insbesondere dann, wenn es sich immer und immer und immer wiederholt.
Aber wenn du von Innen schön bist, dich wohlfühlen in dir und deinem Leben, wenn dir der Spiegel nicht wichtig ist und du dich verbunden fühlst – dann sieht man das auch im Außen. So wie Schneewittchen, die hat Zeit ihr Leben zu genießen, den Zwergen zu helfen und ist dabei so schön, dass es schöner gar nicht geht. Ganz ohne Spiegel und Likes. Und die Stiefmutter ist eigentlich ganz umsonst neidisch, denn all das könnte sie doch auch: ihr Leben genießen, mit Menschen zusammensein und eine harmonische Zeit mit den Zwergen erleben.
Bist du also nun die Königin, die den Spiegel braucht – oder das Schneewittchen, das sich um ihre innere Harmonie kümmert?
Es geht nicht um deine Außenwirkung – mein Sonnenschein.
Es geht um deine Innenwirkung – die nach außen scheint. Und die Spiegel sind nur Spiegel, die im richtigen Winkel etwas ganz anderes scheinen lassen.
Ich wünsche dir einen wundervollen Tag!
Deine Susa