Ein scharfes Geräusch durchschneidet die Luft. Etwas flirrendes, leise klirrendes saust an meinem Ohr vorbei. Im Augenwinkel sehe ich es leicht blitzen und mein Magen zieht sich leicht zusammen. Ein: „Was habe ich mir nur dabei gedacht?“ saust durch meinen Kopf.
Ja, was ich mir dabei dachte war der Wunsch nach einer Verbesserung. Stattdessen bekam ich die scherensausende Friseurin, die wild schnippelnd viel redet und viel näher kommt und viel zu viele Grenzen überschreitet.
Ein frühherbstlicher Morgen begann mit strahlendem Himmel und einer strahlenden Hoffnung: es gab einen spontanen Friseurtermin für mich. Ja stimmt, ich war erst ganz kürzlich bei einer heimischen Friseurin gewesen. Aber was sie auf meinem Kopf geschnitten hatte war so unbefriedigend und nahezu hässlich, dass ich ohne ein Zopfgummi gar nicht mehr auskam (um das Elend zu verstecken) – und da ich aber recht gern auch mal zopfgummilos durch meinen Alltag gehe hatte ich mich umgehört. Eine Lösung schien so nah und eine schöne war in der Hoffnung. Hoffnung – der böse Fall. Nun ja.
Hundidawundi war ganz zufrieden, denn er hatte einen schönen Spaziergang mit fröhlichem Frauchen in fröhlichem Sonnenschein und lag ganz zufrieden im Körbchen, als Frauchen, hoffnungsfrohgemut lossauste zum Friseurtermin.
Dort angekommen bekam ich meinen benamten Platz (was ich übrigens wundervoll finde) und einen Kaffee mit Popcorn nebendran (Popcorn versteh ich nicht, aber es sah sehr nett aus) und ich wartete so ganz frohgemut ein winziges Weilchen. Und dann kam sie. Als ich sie sah, drohte mir das Unheil bereits in meiner Magengegend.
Wisst ihr – ich bin wirklich keine Freundin vom Schubladendenken. Schubladendenken ist extrem kleinkariert und stimmt in 75% der Fälle auch ganz einfach nicht. Aber hier – bämmm…. Die Schublade sprang auf die die Friseurin direkt heraus. Sorry, ja genauso wars. Ich hätte sofort gehen sollen. Aber ich tat es nicht, obwohl ich schon wusste, was danach kommen würde.
Kennt ihr das auch? Ihr wisst irgendwie schon ganz genau was passiert, aber irgendwie, warum auch immer, bewegen sich eure Beine einfach nicht in die richtige Richtung?
Nun, die nette Dame legte zuerst ihren Bauch auf meine Armstütze und es entstand durch diesen großen Umstand eine extrem unangenehme Nähe, der ich nicht so recht entfliehen konnte. Soweit ich nun konnte lehnte ich mich an die andere Armstütze und konnte es dennoch nicht vermeiden, dass besagte oranghaarfarbige Dame in mein Gesicht säuselte wie sie hieße und dass wir uns duzen würden. Und dass sie mir die Frisur meines Lebens verpassen würde. Ja, davon war sie felsenfest überzeugt, das stand in ihrem Gesichtsausdruck, den ich nicht so ganz deuten konnte, geschrieben. Gleich gefolgt von einem Befehl, dass ich nicht wie ein kleines Kind hochschauen sollte, wenn ich die Schere sähe, sondern die Augen zu schließen habe. Verwirrt, leicht überfordert und gestresst saß ich also in dem gut gepolsterten Stuhl und redete mir leise ein, dass sicher alles gut würde.
Im Verlauf der nächsten 48 Minuten säuselte sie mir 6 mal mit bauchaufarmstütziger Haltung verschiedene Dinge in mein Ohr, meistens in mein linkes Ohr, und sie widmete sich meiner linken Haarseite sehr ausgiebig, die rechte Seite vernachlässigte sie, was natürlich zu einigen Schiefständen führte. Die Schere flog, das Schneidegerät ratterte (wobei ich noch immer nicht ganz verstehe, was sie damit überhaupt gemacht hatte) und ich vergaß meinen Kaffee und weinte leise in mein Inneres. Immer mehr Haare fielen auf den Boden, immer mehr, immer mehr. Und die oranghaarfarbige Scherensausin sauste weiter über meinen Kopf und säuselte, posaunte und diktatorierte, je nachdem welches Thema sie gerade behandelte.
Nun, nach ganzen 3 Tagen bin ich noch immer schockverwirrt und überlege, ob ich mir eine Mütze am Kopf festnähen muss und tröste mich damit, dass Haare immer, wirklich immer, nachwachsen.

Und die Moral von der Geschicht?
Wenn eine oranghaarfarbige Friseruin aus der Schulbade springt nimm die Beine in die Hände und lauf um deine Haare!
Ich wünsche euch noch einen schönen Tag!
Eure Susanne